Eine verträumte Stadt mit einem roten, weit in den Himmel ragenden Backsteinturm, ein Fluss, der eine Blumenwiese durchquert, dazwischen spielen lachende Kinder… 

 Doch die Wiese hat Grenzen: unüberwindbare Mauern, Stacheldraht, vergitterte Fenster: ein Gefängnis! Und ein Mann bewaffnet mit Chupa-Chups-Lollis. So schilderte Herr Ritze seine erste Begegnung mit der Jugendstrafanstalt Arnstadt. Doch was sucht ein erwachsener Mann hinter solchen Mauern eines Gefängnisses für Jugendliche? Herr Ritze bekam von der Gefängnisleitung die Möglichkeit, eine kreative Schreibwerkstatt für Insassen zu gründen. Dabei entstanden Texte, in denen die Inhaftierten ihre persönlichen Erfahrungen sowie Erlebnisse in- und außerhalb des Gefängnisses mit dem Leser teilen. Herr Ritze fasste diese letztendlich zu einem Buch namens „Jugend hinter Gittern“ zusammen. Seitdem tourt er damit durch Deutschland, um Jugendlichen und Erwachsenen die Welt und den Alltag der Häftlinge ein Stück weiter näherzubringen. Auch wir besuchten am 12. April 2018 eine seiner Präsentationen in der Stadtbücherei Bad Berka. So las er uns nicht nur aus seinen mittlerweile zwei Büchern kleine Ausschnitte vor, sondern unterstützte seine Eindrücke anhand einer Bilderpräsentation. Herr Ritze fesselte uns mit seinen Erzählungen vom ersten Augenblick an und füllte jede Minute mit Spannung. Leider war die Zeit für dieses doch sehr schwer verdauliche Thema viel zu knapp bemessen, sodass er dann leider seinen Vortrag abbrechen musste. Doch auch nachdem wir schon längst wieder im Klassenraum saßen, gab es kein anderes Gesprächsthema: viele hat es beeindruckt und erstaunt, mit welchen Problemen sich manche Kinder unseres Alters auseinandersetzen müssen. Wir würden jederzeit wieder eine seiner Veranstaltungen besuchen, da wir denken, dass es über dieses Thema noch viel mehr zu erfahren gibt. Anscheinend ist auch Herr Ritze dieser Meinung, denn zurzeit arbeitet er außerhalb seiner Tour wieder in Gefängnissen, um das zu finden, was er schon bei seinem ersten Gefängnisbesuch gesucht hat: Geschichten. Die Geschichten der Menschen, die sonst wahrscheinlich nie die Chance bekommen hätten, sie zu erzählen. 

Ein Text von Chanell Crémer und Ronja Heinrich

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